Unterwegs in Bolivien

Ein Reisebericht

Christoph Radü in Bolivien

Haben Sie schon mal Baumfarne gesehen?

Ich jedenfalls kannte diese bisher nur von (sehr beeindruckenden) Bildern und so nutzte ich die Gelegenheit auf meiner Bolivienreise diese Pflanze in einem ihrer Herkunftsländer in Augenschein zu nehmen. Ein guter Ort zu diesem Zweck ist der Amboró Nationalpark, der sich ungefähr auf das Gebiet zwischen den beiden Städten Santa Cruz de la Sierra und Cochabamba erstreckt. Hier befindet sich auch die breiteste Stelle der Anden, der so genannte Ellbogen (= „Codo de los Andes“), an welchem sich die vier Ökosysteme Amazonien, Chaco und Cerrado Savannen sowie das andine Hochgebirge überlappen.

Nach einigen sehr regenreichen Tagen in den niedrigeren Regionen des Parks bin ich einigermaßen froh als ich die 2.000m-Marke erreiche. Die intensive Höhensonne und die dichten Nebelwälder hier absorbieren die feuchten Wolken aus dem tropischen Tiefland. Zwischen den typischen Bäumen mit ihren Moosen und Flechten wachsen hier nun auch die Baumfarne mit beeindruckenden Stämmen mehr als 5m hoch. Einige der Arten sind sehr alt und traten erstmals im Jura auf, erzählt der Guide.

Ob uns hier wohl noch Dinosaurier begegnen, träume ich vor mich hin?

Einige Tage später ist es dann soweit. Naja, nicht ganz… Ich stehe nun auf einer riesigen baumlosen Fläche, die umringt ist von knapp 4.000m hohen Bergen und seltsamen Felsformationen wie aus einem Science-Fiction Film. Zu meinen Füßen Spuren von, nun ja, Dinosauriern! Durch enorme tektonische Aktivitäten in der Vergangenheit sind im Gebiet des heutigen Toro Toro Nationalparks Canyons und Höhlen entstanden und haben an vielen Stellen auch niedrigere Gesteinsschichten frei gelegt, wodurch über 1.000 Fußabdrücke unterschiedlicher Dinosaurierarten sichtbar werden, die andernorts durch Sediment bedeckt sind. Apropos Höhlen: eine der Höhlen im Nationalpark ist auch für den Tourismus frei gegeben. Und so wage ich mich mit Helm und Stirnlampe ausgestattet ins Innere von Umajalanta. Die 4,5km tiefe Tropfsteinhöhle ist die größte Ihrer Art in ganz Bolivien und eine der wenigen Orte auf der Welt, an dem man auch schwarze Stalaktiten sehen kann. Der Weg hinunter zu einem unterirdischen See mit blinden Fischen ist nicht ganz unanstrengend. Immer wieder geht es (mit dem Seil) über riesige Felsen oder durch enge Spalten, wo man sich nur auf allen Vieren vorwärts bewegen kann.

Bolivien ist an vielen Stellen eben auch ein abenteuerliches Land. Dies wird mir einige Zeit später an ganz anderer Stelle wieder bewusst. Zurück im Oriente, wie die Bolivianer das gesamte östliche Tiefland nennen, schaue ich mir den Tempel von Chochis an. Dieser wurde 1979 erbaut zum Gedenken an die Opfer einer Naturkatastrophe, bei welcher eine Schlammlawine die nahe Eisenbahnlinie und auch den Zug weggeschwemmt hatte. Wesentlich am Bau beteiligt war der Schweizer Architekt Hans Roth, unter dessen Leitung auch die bolivianischen Jesuitenmissionen restauriert wurden. Diese (deutlich bekannteren) Bauwerke aus der Missionszeit zählen zum UNESCO Weltkulturerbe und dienten damals vor allem dazu die Stämme der Chiquitos zum Christentum zu bekehren. Insgesamt 6 dieser Ortschaften gibt es in der Chiquitanía.

Ganz im Osten dieser Provinz erheben sich die Tafelberge der Serranía Santiago aus dem savannenähnlichen Flachland. Wäre doch ein tolles Wandergebiet, denke ich, wenn da nicht diese wahnsinnige Hitze wäre! Zum Glück spendet der dichte Trockenwald Schatten, sodass ich mich aufmache. Von den tollen Ausblicken auf den Tafelbergen hatte ich schon gehört, nicht jedoch von dieser Höhle, die wir eher zufällig entdecken. Durch einen kleinen Wasserfall vor dem Eingang wachsen hier? Baumfarne! Der Kreis dieser gewaltigen Reise schließt sich.

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